34. Pole Poppenspäler Tage 2017
„La Belle“ au Bois Dormant version Mode et Travaux 1979
Volpinex, Frankreich
Parallel zu âDer Faden der Existenz oder umgekehrtâ lief im Südflügel eine amüsante Adaption von âDornröschenâ, bei der die Heldin eine Papierfigur aus der deutschen Modezeitschrift Burda von 1979 war. Auch die Feen waren von dort entnommen und so mit der damals angesagten Kleidung ausgestattet. Fred Ladoux vom Theater Volpinex aus Frankreich hatte sich passenderweise in Klamotten aus den 1970er Jahren geworfen: Rüschenhemd! Hosen mit Schlag! Der erlösende Prinz, ebenfalls aus der Burda, war rustikal für den Jagdausflug aufs Land gekleidet. SchlieÃlich befindet sich ein Schloss, zumal ein verwunschenes, eher auf dem Land als mitten in der Stadt. Darüber hinaus gab es die Anklänge an âDrei Engel für Charlieâ, die Kultserie aus den 1970er und 1980er Jahren mit Kate Jackson, Farrah Fawcett bzw. Cherryl Ladd und Jaclyn Smith, die in gewisser Weise stilbildend für Mode und Makeup der späten 1970er Jahre wirkten. Die Rahmenbedingungen waren also stimmig überlegt gewählt. Ok â die 1970er Jahre sind noch keine hundert Jahre her, auch wenn es einem modetechnisch manchmal so vorkommt. Sie liegen jedoch lange genug zurück, um bei einem jüngeren Publikum in Vergessenheit geraten zu sein (zumindest was die Mode angeht) und bergen doch eine Menge heute als romantisch angesehene Elemente in sich.
Mit der Transformation ins 20. Jahrhundert mag der eine oder andere Purist, der eine âwerkgetreueâ Wiedergabe des Grimmâschen Märchens erwartet hätte, vielleicht anfangs gehadert haben. Diese mögliche Irritation wurde aber schnell verdrängt von der temporeich vorgetragenen Geschichte. Temporeich??? Wenn der Puppenspieler die 100 Jahre einzeln aufruft um die Zeitspanne deutlich zu machen? Ja, denn in der Zusammenschau aller Elemente entlockten genau solche dramaturgischen Kunstgriffe dem Publikum die Lacher, die das Stück verdiente. Sie wirkten ausgesprochen kurzweilig und man verlieà beschwingt die Vorstellung.