Rückblick

33. Pole Poppenspäler Tage 2016

Der Imbisskrieg
Theater Fadenschein, Braunschweig

Herrscht Krieg? Oder bloß ein ziemlich heftiger Konkurrenzkampf zwischen der deutschen Kultur (vertreten durch die Figur des Kaspers und die typisch deutsche Bratwurst) und der türkischen Kultur (vertreten durch den türkischen Kasper, Karagöz, und den türkischen Imbiss Döner)? Die Bühne war zweigeteilt. Es gab einen Schattenteil für Karagöz und eine klassische Handpuppenbühne für den Kasper. Die Story: so alt wie die Welt. Kaspers Sohn, Kasper 2, verknallt sich in die Tochter von Karagöz. Die Liebe wird erwidert – und leidenschaftliche Minuten mit einem geplatzten Kondom bescheren dem Paar eine Schwangerschaft. Wie soll die Frau das ihrem konservativen Vater beibringen? Schwanger, ohne mit dem Vater dieses Kindes verheiratet zu sein ist das eine – der Erzeuger des Kindes steht auf einem Extrablatt. Doch Frau wäre nicht Frau würde sie dieses Problem nicht auf ihre ganz eigene Art lösen. So wickelt sie den Vater um den Finger und emanzipiert sich von Kasper 2, oder umgekehrt. Mittendrin stecken Kasper und Karagöz gar zusammen in einer Gefängniszelle! Und welche Rolle spielt das Krokodil, das im Übrigen einen leidenschaftlichen Hang zum Fotografieren entwickelt? Es war ein unterhaltsamer Wechsel zwischen zwei Welten, die von Anfang an auch als solche erkennbar waren: auf der einen Seite die zweidimensionalen Schatten des türkischen Theaters, auf der anderen Seite „normales“ Handpuppentheater. Da sind Grenzgänger gefragt! Und in der Tat wechselten die Figuren mehrmals zwischen den Welten. Einige der Hauptdarsteller gab es sowohl als Schatten als auch als Handpuppen und als Flachfiguren. Allen Zuschauern, die mit dem türkischen Schattentheater nicht so vertraut waren, bot das Spiel die Möglichkeit, die Protagonisten kennen zu lernen – allen voran natürlich Karagöz und Hacivat. Dieser unterhaltsame Abend feierte auf ganz eigene Weise die Begegnung der Kulturen!