Rückblick

33. Pole Poppenspäler Tage 2016

Menschen und Orte - Theodor Storm
und Bergfest

Jochen Missfeldt, Christian Demandt

Es ist wieder soweit! Bergfest, wie die Veranstalter es nennen. Traditionell ist der Mittwoch während des Festivals der Tag, an dem es kein Puppenspiel gibt. Im Vordergrund steht die Begegnung verbunden mit der Möglichkeit etwas über Husums Geschichte zu erfahren. Diesmal ein Abend im Zeichen Theodor Storms. Ist da nicht schon alles gesagt und erforscht worden, könnte man sich fragen? Nein, denn Theodor Storm ist immer noch aktuell und bietet neue Interpretationsmöglichkeiten. An diesem Abend wird die Beziehung des Dichters zu seiner Stadt neu beleuchtet. Ein kleines Büchlein unter dem Titel "Menschen und Orte", Edition A.B. Fischer, zeigt Fotos aus Storms Leben, an den Seitenrändern dazu passende Gedichte oder Briefe und eine kurze biographische Abhandlung zu den einzelnen Lebensphasen. Der Sekretär der Storm Gesellschaft, Christian Demandt und Jochen Missfeldt, Schriftsteller, führen in dieses Buch mit Bildern und Texten ein. Ein kurzweiliger Abend, denn dank der beiden Referenten wurde es keine literaturwissenschaftliche Abhandlung. Eloquent, inspirierend durchaus kritisch stellen sie den Sohn der "grauen Stadt am Meer" den zahlreichen Zuhörern im Kulturkeller vor, ergänzt durch die Fotos der Fotografin Angelika Fischer. Anschließend wurden die Zuhörer auf zwei unterschiedlichen Wegen durch die Straßen Husums zum Storm Museum geführt. Auf dem Weg lernte man noch Wohnhäuser der Familie Storm kennen. Erstaunlich viele Häuser sind noch erhalten, sogar Storms Wohnhaus, in dem er sich als Rechtsanwalt nieder ließ, bewohnt auch heute noch ein Rechtsanwalt. So wird Lebensgeschichte erlebbar. Auch das Storm Museum ist fast noch im Originalzustand wie Storm es mit seiner Frau und seinen Kindern 1866 bezog. Wohnzimmer, Treppenhaus, Dichterstube – von Storm Poetenstübchen genannt - spiegeln die Zeit des Bürgertums wider. Sogar der Schreibtisch, an dem er den Schimmelreiter schrieb und der Flügel, an dem Lieder für seinen Chor übte, gehören zum Interieur des Storm Hauses. In den unteren Räumen ist eine Ausstellung von Theodor Storm und Thomas Mann – eine Begegnung – zu sehen. Eine nach museumspädagogischen Gesichtspunkten gestaltete moderne Darbietungsform wirkt in diesen historischen Räumen ein wenig befremdlich und dennoch spannend. Aber was fasziniert an diesen Literaten, was haben sie gemeinsam, welche Themen waren ihnen wichtig? Viele Fragen, doch für die Antworten war die Zeit leider zu knapp, um sich intensiver mit den beiden Herren zu beschäftigen. Denn schließlich macht Wissbegier auch hungrig. In Hartmanns gemütlicher Küche warteten leckere Kleinigkeiten, wie Suppe und vegetarischer Hamburger sowie Bier und Wein auf die Gäste. In kleinen und größeren Runden nahmen Puppenspieler, Gäste, Veranstalter und die Stormkenner an den Tischen Platz, um zu klönen und zu diskutieren. Klaus Hartmann sorgte mit Leidenschaft für seine Gäste, erläuterte kurz und knapp seine kulinarischen Eigenkreationen, wobei ein flapsiger Spruch selten fehlte. Es war ein wirklich gelungener Abend! Liebe Festivalorganisatoren mit eurem Bergfest gelingt euch etwas, wofür manche Firmen und Organisatoren viel Geld ausgeben, in der Hoffnung, die Beteiligten lernen sich kennen und eine positive Stimmung entsteht. Doch ihr als Förderkreis wusstet schon immer, dass Begegnungen, Gespräche, gemeinsame Erlebnisse, der Schnack mit anderen und gemütliche Atmosphäre im Herzen bleiben und manchmal dauerhafter sind als jedes außergewöhnliche Theatererlebnis. Und das ist gut so!