Rückblick

33. Pole Poppenspäler Tage 2016

Blind!
DudaPaiva Company, Niederlande

Ergreifendes und verstörendes Figurentheater Schon die Idee ist gewagt: Ein Mann tanzt die schicksalhaften Strapazen seiner Jugend und lässt in surrealen Bildern geheime Wünsche, aber auch die Dämonen jener Zeit auferstehen – dargestellt von grazilen Schaumstoff-Figuren. Duda Paivas Körper war in der Jugend mit Blasen übersät. Seine Eltern versuchten ihn mit traditionellen medizinischen Mitteln, aber auch mit Hilfe von Schamanen zu behandeln. Eine Kindheit wie ein endloser Albtraum und eine Krankheit, die den gebürtigen Brasilianer zeitweise das Augenlicht kostete. Die Handlung des Stückes „Blind!“ beginnt in einem Wartezimmer, aus dem Duda – von Blasen übersät – in die Schreckensgespinste seiner Jugend eintaucht. Eine nach der anderen entreißt er sich die Beulen und betanzt sie – oder aber er wird von ihnen betanzt: ein ständiges Zerren zwischen Traum und Wirklichkeit, Wunschdenken und bitterer Realität, technisch grandios, aber dramaturgisch ein schwer lösbarer gordischer Knoten – selbst wenn sich der Zuschauer noch so redlich müht, die Handlung nicht zu denken, sondern allein den Bildern zu folgen. Ergreifendes Figurentheater, das aber auch ein bisschen ratlos macht.
Rüdiger Otto von Brocken (Husumer Nachrichten 20.09.2016)