Rückblick

32. Pole Poppenspäler Tage 2015

Die gestiefelte Katze
Theater Zitadelle, Berlin

Wie bit­te? Das war doch ein Ka­ter? Oder?? Auch im drit­ten Spiel sei­nes mär­chen­haf­ten „Trip­tychons“ gewinnt Da­ni­el Wag­ner un­ter der Re­gie von Pierre Schä­fer der über­lie­fer­ten Ge­schich­te ganz neue Deu­tun­gen ab: eine ei­gen­wil­li­ge Prin­zes­sin, die, ganz ver­wöhn­te Toch­ter, ih­ren Va­ter von al­lem über­zeugt, was sie gern möch­te. Und der Kö­nig, der ei­gent­lich nur „für alle eine gute Zeit“ möch­te, will sein Kind na­tür­lich glück­lich ver­hei­ra­tet se­hen. Wie prak­tisch, dass es zwi­schen dem ver­meint­li­chen Gra­fen und sei­ner Toch­ter so­fort funkt und wie gut, dass der böse Zau­be­rer so reich war und sich so gut von der Kat­ze aus­trick­sen ließ. Al­les aus dem Plot des Mär­chens ist in die­ser Inszenie­rung vor­han­den. Doch wird es be­rei­chert durch amü­san­te Bre­chun­gen. Der alte Die­ner Hein­rich in sei­ner schmu­cken Uni­form, der am Hofe des Kö­nigs auch als Kut­scher auf­tritt, ist eine tsche­chi­sche Ma­ri­o­net­te, die Da­ni­el Wag­ner seit sei­ner Kind­heit be­glei­tet. Wag­ner lässt die Zu­schau­er im­mer wie­der auch am Pro­zess des Spie­lens teil­ha­ben. Fle­xi­bel stellt er sich auf die Ge­ge­ben­hei­ten des Spiel­or­tes ein und lässt, manch­mal tat­säch­lich, manch­mal schein­bar, ein­zig­ar­ti­ge Ver­än­de­run­gen der In­sze­nie­rung zu. Er ist im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes der Ma­gier, als der er sich zu Be­ginn des Spie­les prä­sen­tiert - und zau­bert auch auf das fins­ters­te Ge­sicht ein Lä­cheln und in die miss­ges­timm­tes­te Lau­ne ein zwerch­fel­ler­schüt­tern­des, be­frei­en­des La­chen!