31. Pole Poppenspäler Tage 2014
Ein Plädoyer für die Hexe
Hiltrud Vorberg-Beck und
Gila Terheggen
Der Wahrheit über Hänsel und Gretel haben sich seit der Aufnahme des Märchens in die Sammlung der Brüder Grimm zahlreiche Autoren angenähert. Zuletzt konnte man eine sehr schön umgearbeitete Fassung von Sabine Hönck während der Pole Poppenspäler Tage 2007 unter dem Titel âGretel erzähltâ hören. Die Interpretation von Paul Maar âDie Geschichte vom bösen Hänsel, der bösen Gretel und der Hexeâ stellt ebenfalls die Hexe eher als weise Frau denn als mörderischen Charakter dar. Georg Osseg (45), ein Studienrat aus Aschaffenburg, wurde bereits 1964 eindeutig als Kunstfigur des Autors Hans Traxler identifiziert. Doch war Traxlers âDie Wahrheit über Hänsel und Gretelâ so überzeugend, dass sie hier noch einmal thematisiert wurde. âOssegg fand ein weibliches Skelett etwa zwei Meter unter dem Erdboden. Schädel und untere GliedmaÃen waren zum Teil verkohlt. Es handelte sich, wie der Amateur-Archäologe feststellte, um "eine Frau von höchstens 35 Jahren, die bereits tot war, als sie in den Backofen geworfen wurde". Er buddelte weiter. Und in der Nähe des Gebeins stieà sein Spaten auf eine kleine eiserne Truhe, die auÃer Backgerät und Kuchenresten ein handgeschriebenes, halb verwittertes Rezept enthielt. Das war - am 15. Juli 1962 - Osseggs "wichtigster Fund". Denn damit war das Grimmsche Märchen von Hänsel und Gretel als romantische Verfälschung eines Raubmordes entlarvt.â (Spiegel 28/1964)
Ganz real waren die Lebkuchen, die man nach der Annäherung an Hänsel und Gretel im Kräutergarten der Herzoginnen Augusta und Elisabeth bei schönstem Sonnenwetter genieÃen konnte.