29. Pole Poppenspäler Tage 2012
Wi Mookt Allens (op) Platt
Gerd Spiekermann, Momsen & Henning Kothe, Hamburg
Shantys und Schnacks mit viel Tempo und Hintersinn!
Am Ende bekamen die Zuschauer der Abschlussveranstaltung der Pole Poppenspäler Tage 2012 doch noch, was sie wollten: ihre Shantys. Angekündigt war beim plattdeutschen Abend mit dem vielversprechenden Titel âWi mookt allens (op) plattâ Fiete Hansen vom Shantychor âLütt und Lüttâ, begnadeter Sänger dieses speziellen maritimen Liedguts. Der tauchte zwar den ganzen Abend über nicht auf, dafür schmetterte aber Tenor Henning Kothe â eigentlich abonniert aufs klassische Fach â letztendlich aus voller Brust und bei hervorragender Stimme den âHamborger Veermasterâ, âRolling homeâ oder âMy Bonny is over the oceanâ.
Bis dahin hatten die Besucher dieses Abends, der in Kooperation mit dem âFördervereen Plattdüütsches Zentrumâ Leck stattfand, schon viel an plattdeutschen Döntjes gehört, denn Gastgeber Werner Momsen, auch hier souverän von Puppenspieler Detlef Wutschik aus Hamburg geführt, konnte doch noch den Verteller Gerd Spiekermann auf der Husumer Bühne begrüÃen, der vermeintlich im Stau stecken geblieben war!
Der vom NDR bekannte Plattredakteur gab in bedächtiger und fein hintersinniger Manier die groÃe Senf-Leidenschaft seines Vaters â die mittlerweile nun seine eigene geworden ist â , die besondere Faszination von neu renovierten Gästeklos bei Besuchen in der Nachbar-schaft und manchâ anderes Geheimnis preis. Im plattdeutschen Duo mit Momsen wurde über âGott und die Weltâ philosophiert, nachdenklich bis heiter, zum stillen Schmunzeln und herzlichen Mitlachen.
Immer wieder unterbrochen wurden die beiden von den klassischen Weisen des Pianisten und Tenors Henning Kothe â formvollendet in Frack mit Fliege gekleidet â , der nicht nur das âAve Mariaâ stimmlich souverän meisterte, sondern auch manche bekannten Töne von Bach bis Mozart gekonnt anklingen lieÃ. Ganz klar: hier stand ein überzeugter E-Musiker, der auch sein Publikum überzeugen wollte. Doch nach einer kurzen Einlage als âElvisâ reichte Kothe am Ende der Griff zum Elbsegler als neue Kopfbedeckung, um ins U-Fach zu wechseln und sein Publikum nun endgültig zu überzeugen â siehe oben!
Zweifelsohne ein sehr kurzweiliger Abend im Zeichen des Plattdeutschen mit viel Tempo, Musikalität und âSchalk im Nackenâ. Als am Ende dann alle im Publikum gemeinsam mit Werner Momsen und seinen Mitstreitern die Hamburger Hymne vom âJung mit dem Tütel-band, der an de Eck steihtâ anstimmten, war klar: die Drei dürfen gern mal wieder nach Husum kommen!
Kirsten Schöttler-Martin