Rückblick

29. Pole Poppenspäler Tage 2012

Berliner Stadtmusikanten
Theater auf der Zitadelle, Berlin

Es ist wirklich eine ganz neue, tolle Idee, das Thema alt zu werden und im Heim zu landen mit dem Märchen von den Bremer Stadtmusikanten zu verknüpfen. Frau Kuh, Herr Wolf, Frau Katz und Herr Spatz sind im Heim ganz auf sich und ihre Gemeinschaft zurück geworfen. Gemanagt durch lieblose und gierige Pfleger sind sie ihrer Freiheit, Kreativität und ihres Geldes beraubt. Da wächst man zusammen und wenn dann jemand große Träume aufbringt, z.B. zu fliehen und in Berlin als wilde und freie Musikanten sein Leben in Unabhängigkeit zu verbringen, löst das Motivation, Tatendrang und neue Hoffnung aus. Sollte es doch noch ein Leben nach dem Heim geben? Trägt die gemeinsame Freundschaft durch alle Schwierigkeiten und lässt Hindernisse überwinden? Sie entdecken, dass jeder von ihnen nicht nur Schwächen, sondern auch ganz große Talente hat! Durch viel Raffinesse entkommen sie ihrem Gefängnis, und schaffen es schließlich, obwohl ganz anders als geplant, ihrem Schicksal eine neue und ganz wunderbare Wende zu geben. Unvergesslich sind bei diesem Stück auch die charakter- und liebevoll gestalteten Puppen, die mit soviel Humor und Ausdruckskraft gespielt werden. Die charmante Individualität der einzelnen Figuren wird Detail genau heraus gearbeitet. Die Dialoge haben eine große Ernsthaftigkeit und Tiefe, aber zugleich darf und soll auch kräftig gelacht werden, wenn die Charaktere nur allzu menschliche Seiten offenbaren. Trotz mancher Unzulänglichkeiten kommen sich die Mitglieder der Schicksalsgemeinschaft im Laufe der Geschichte immer näher und entfalten gemeinsam ihr großes Potential, denn wenn sich mehrere vermeintlich Schwache zusammen tun und sich gegenseitig annehmen, entsteht allein aus dem Glück darüber eine große Kraft. So bedeutet es noch nicht einmal mehr das Ende der Welt, als die Tiere nach großen Anstrengungen feststellen, dass sie die ganze Zeit nur im Kreis gelaufen sind und wieder direkt auf ihr Heim zulaufen. Der Weg ist unmerklich zum Ziel geworden und Berlin ist jetzt erstmal völlig egal. Wichtig ist es nun, die ungeliebten Pfleger so zu erschrecken, dass sie nie wieder kommen und sich den gemeinsamen Lebensabend noch richtig schön zu machen!
A.Berger und N.Fischbach