25. Pole Poppenspäler Tage 2008
Kasperl – dieser Mann ist eine Fälschung
Christoph Bochdansky, Wien
Im dunklen Rittersaal öffnet sich spaltbreit eine Tür. Jemand sagt: Ich trau' mich gar nicht hereinzukommen." Entschließt sich dann aber doch zu erscheinen. Die Bühne betritt: ein Sack. Und dieser Sack spricht mit dem Publikum. Schmeichelt sich ein. Will als der große Alleinunterhalter und Spaßmacher, als jemand, der doch eigentlich liebenswürdig und unentbehrlich ist, gefeiert werden. Endlich schält sich eine Person aus dem Sack und man sieht: einen Mann im karierten Anzug mit einem Hütchen auf dem Kopf:Ich bin der Kasperl." Zum Beweis kämpft er mit dem Krokodil, wird aber im Verlauf des Stückes auch von Gretel nicht erkannt. So bleibt ihm nichts weiter als die Kasperbühne zu zerstören und den Gegenbeweis damit zu vernichten. Am Ende dieses wunderbar irritierenden Stückes, das eher eine künstlerische Performance als ein Figurentheater war, bleibt die Erkenntnis, dass man auf einem Festival selten ein so provokantes Stück erleben darf. Schön, dass das in Husum möglich war.