Babylon

Stuffed Puppet Theatre

Lebensgroße Klappmaulfiguren, Flüchtlinge, die das letzte Boot nach Babylon nehmen wollen, raffgierige Menschenhändler, Schicksale aus einer realen Welt. Aber es geht nur vordergründig um das Problem der Flüchtlinge denn Babylon ist eine gnadenlose Abrechnung mit Gott, Religion und der Kirche.

Tatsächlich wird Gott dargestellt, in weiß und mit Rauschebart. Jesus, der jahrhundertelang in der Wüste gelebt hat und nur noch mit seinem Schaf Pinky kommunizieren kann; Vater und Sohn als zwei Volltrottel, die den Überblick verloren haben.

Jesus hat den Ruf eines Engels vernommen, seine Zeit sei gekommen. Allerdings weiß er nicht, wofür. So will er sich auf das letzte Boot nach Babylon einschiffen. Gott fleht den Kapitän an, seinen Sohn nicht mitzunehmen, Jesus hingegen möchte seinen Vater kein zweites mal enttäuschen.

Einzig ein Flüchtling, der seine Lage zu reflektieren weiß, als sein Blick in die Ferne geht und er sich fragt, ob Babylon vielleicht nicht doch nur eine Illusion sei. Dieser Flüchtling, der einem Priester begegnet und als dieser eine Bibel aus der Tasche zieht ihm entgegnet: „Dieses Buch hat meinen Vater zerstört.“

Es gibt in diesem Stück kaum Requisiten, die Bühne ist permanent ausgeleuchtet, allein ein Vorhang, der zum Abhängen der Figuren dient. Das macht das Stück etwas stereotyp, andererseits zeigt es dadurch auch die enorme spielerische Intensität, die man dringender kaum darstellen kann.

Man darf sich fragen, ob so eine wütende Auseinandersetzung mit Gott noch zeitgemäß ist, hätte  Neville Tranter das reale Problem der Flüchtlingskrise ausleuchten sollen? Schließlich haben Gott und sein hilfloses Kind noch nie ein Problem gelöst. Aber es wird klar, um was es geht, wenn der Teufel am Ende auftritt und den nächsten Brandherd mit dem Klimawandel beschwört.

Die Menschen stehen vor etlichen Problemen und Religionen und die Kirche werden Ihnen nicht helfen; die Menschheit ist auf sich allein gestellt.
Ein beeindruckender Abend.

Torsten Zajwert