Der große Abend der kleinen Diktatoren

Theater Laboratorium, Oldenburg

Absurd-satirisches Spiel mit Hitler, Ceausescu, Cäsar und Co. zur Eröffnung der 35. Pole-Poppenspäler-Tage: Bei Weitem keine leichte Unterhaltung bot das Oldenburger Theater Laboratorium am Freitagabend den 200 Besuchern im ausverkaufen Saal des NordseeCongress Centrum mit seinem Eröffnungsstück „Der große Abend der kleinen Diktatoren“.

Dass die Aufführung nicht nur ein amüsanter Spaß werden würde, deuteten bereits die eindringlichen Worte von Ruth Zimmermann an, die das Festival gemeinsam mit Birgit Empen, ihrer Vorstandskollegin vom Pole Poppenspäler Förderkreis sowie dem stellvertretenden Landrat Florian Lorenzen und Bürgermeister Uwe Schmitz eröffnete. Schmitz, der zunächst schmunzelnd auf sich selbst gemünzt formulierte, dass ja jedes Stück seinen Kasper brauche, nahm in seiner Begrüßung jedoch gleichermaßen ernst die Gelegenheit wahr, sich in aller Form bei den Organisatoren des Festivals zu bedanken. „Erheben Sie sich für einen großartigen Applaus an die Aktiven. Denn die vielfältige Kultur in Husum findet im Ehrenamt statt. Und darauf können wir stolz sein“, sagte er, während das Publikum seiner Aufforderung gerne folgte.

Aber nun zu den Diktatoren und Schauspielern: Adolf Hitler ist klein. Er sieht runzelig aus, sitzt in einem kleinen Wägelchen, schwadroniert vor sich hin und lebt in der Klapse. Der Altmeister des Puppenspiels, Pavel Möller-Lück, dessen Hand in der einen Meter großen Klappmaulpuppe steckt, sorgt für die Bewegung die der Zuschauer zweifelsfrei als echt wahrnimmt – was für sich gesehen schon eine Kunst ist. Darüber hinaus zelebriert er Hitlers R, dass es nur so rollte. In ebenso stimmigem Typus werden von ihm Napoleon Bonaparte, der römische Imperator Cäsar sowie der rumänische Despot Nicolae Ceausescu zum Leben erweckt doch verniedlicht werden die Übeltäter nicht. Denn die Tyrannen stecken zwar in der Irrenanstalt aber sie sind nicht blöd, sondern eben die Psychopathen, die sie einstmals waren. Und genau deshalb blieb den Zuschauern wohl auch so manches Lachen als Kratzer im Halse stecken.
Erklärt wurde dieses verrückte Diktatoren-Zwischenlager mit der Einführung eines neuen Praktikanten ins Institut (Jonathan Wendt). Als leitende Ärztin Frau Dr. Schlüter war Anja Hursie zu sehen. Und in der Rolle der adretten Krankenschwester schlüpfte Beatrice Bader. Für die Mehrzahl der Zuschauer offen bleib allerdings die schlüssige Botschaft des Stücks, dass dennoch – wegen des herrlichen Spiels der Akteure – mit lautstarkem Applaus belohnt wurde.

Sabine Voiges (Husumer Nachrichten)