Festakt 35. Pole Poppenspäler Tage + Pate Hase + Sagenhaft + Laudatio

babelart, Freie Theater MeckPom, Silke & Stephan Schlafke

SagenhaftGemeinschaftsproduktion der Freien Theater des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Eine Gemeinschaftsproduktion – was soll man sich darunter vorstellen? Und wer oder was sind die „Freien Theater des Landes Mecklenburg-Vorpommern“?
Die letzte Frage konnte man bereits nach dem Studium des Programmheftes beantworten. Viele der genannten 10 Theater waren Figurentheater, die schon in vorangegangen Jahren in Husum gastierten.
Die Idee: Jedes dieser Theater entwickelt ein ca. 10-minütiges Spiel. Verbindendes Element ist das Thema „Sagen vom Wasser in Mecklenburg-Vorpommern“. Diese Heimatgeschichten wurden getrennt und zugleich verbunden durch Musik und Chorgesang, die auch die notwendigen Umbauphasen begleiteten.
Der Ort der Handlung? Ein imaginärer Bootssteg, irgendwo im Land, an dem Menschen, die sich gar nicht kennen eine Wartezeit überbrücken und sich gegenseitig Geschichten erzählen. Hier begannen alle Geschichten. Und so konnte der geneigte Zuschauer hervorragendes Objekt- und Erzähltheater ebenso sehen wie Schauspiel und Handpuppenspiel. Anrührendes wie „Die Bernsteinfee“ (Theater Randfigur) wechselte sich ab mit Unheimlichem wie „Die Wassermuhme“ (Musiktheater Cammin) und „Die Mördermühle“ (Figurentheater Winter), Heiterem wie „Der Teterower Hecht“ (Figurentheater Ernst Heiter) und „Wie die Insel Hiddensee entstand“ (allerhand Theater mit Tandera Theater) und Sagenhaft historischem wie „Die grüne Glocke im Schweriner Dom“ (Wicht Theater / Theater Maskotte) oder „Das beliche Mädchen“ (Christoph Gottschalch).
Die Spielfreude der einzelnen Akteure war ein tragendes Element dieser Gemeinschaftsproduktion. In ihrem Rahmen sind noch mehr Stücke anderer Theater entstanden, die jedoch dieses Mal nicht zu sehen waren.

Dafür gab es eine Premiere gleich zu Beginn. Manfredi Siragusa und Andra Taglinger von babelart aus Österreich brillierten mit „Pate Hase“! Dieses theatralische Sahnestückchen widmete sich mafiösen Strukturen. Was passiert, wenn ein Familienmitglied sich für eine neue, und nicht mehr für die gemeinsame Sache interessiert? In hinreißender Dichte agierten der Pate Hase als Familienoberhaupt mit den beiden Schau- und Figurenspielern. Wahrlich kein offensichtlich actionreiches Theater, aber unter der Oberfläche brodelte es heftig!

Als Publikum konnte man also einen einmaligen Abend erleben, an dem auch nicht versäumt wurde, die frühen Jahre des Festivals noch einmal Revue passieren zu lassen. Ein Spieler der ersten Stunde war Tilmann Harte aus Berlin. 1987 zeigte er seinen „Hamlet“ mit Tischfiguren. Silke Technau und Stefan Schlafke, die die Laudatio auf die Arbeit des Pole Poppenspäler Förderkreis e.V. hielten, überreichten dem Vorstand des Pole Poppenspäler Förderkreis e.V. am Ende ihrer heiteren Rückschau die Figur des Polonius aus eben dieser Inszenierung als Geschenk und schlugen damit den Bogen in die Gegenwart, denn Polonius wird mit Sicherheit seinen Platz im Poppenspäler Museum im Schloss vor Husum finden.